Neuseeland wurde im Jahr 1840 mit dem Vertrag von Waitangi gegründet.
Der im Jahre 1840 unterzeichnete „Treaty of Waitangi“ ist ein Abkommen zwischen der britischen Krone und den Maori. Fortan basierte Neuseeland auf britischem Recht, während den Maori die Herrschaft über ihr Land und ihre Kultur garantiert wurde. Der Vertrag wird als Gründungsdokument Neuseelands betrachtet.
Nach der Forschungsreise von Kapitän Cook im späten 18. Jahrhundert kam eine wachsende Anzahl europäischer Siedler nach Neuseeland. Bis 1839 lebten etwa 2.000 Pakeha (Europäer) in Neuseeland. Nach einer zunehmenden Rechtslosigkeit zwischen Händlern und Siedlern im Jahre 1833, ernannte die britische Regierung James Busby zum britischen Regierungsvertreter um britische Handelsinteressen zu schützen und den wachsenden Gesetzeswidrigkeiten zu begegnen.
1835 waren die Franzosen an Handel und Besiedlung in Neuseeland interessiert und hatten bereits Land gekauft. Als Reaktion darauf unterzeichnete die britische Krone eine Unabhängigkeitserklärung mit 34 Maori-Häuptlingen aus dem Norden. Diese erklärte Neuseeland zu einem unabhängigen Staat unter britischer Herrschaft. Weiterhin wurde festgelegt, dass „ohne Einverständnis der Maori kein Anspruch auf Neuseeland gemacht werden könnte“.
Der Anwesenheit von Busby zum Trotz wuchs die Anzahl der Gesetzeswidrigkeiten und der dubiosen Landverkäufe an die Pakeha. Somit beschloss die britische Regierung, eine effektive Gesetzgebung in Neuseeland einzuführen. 1840 wurde Kapitän William Hobson als Lieutenant-Governor gesandt. Sein Auftrag war, die Souveränität Neuseelands basierend auf einem Vertrag mit den Maori-Häuptlingen zu erhalten.
Ein Vertrag wurde aufgesetzt und übersetzt. Nach eintägiger Debatte wurde der „Treaty of Waitangi“ am 6. Februar 1840 bei Waitangi in der Bay of Islands unterzeichnet. Dreiundvierzig Northland-Häuptlinge unterschrieben den Vertrag noch am gleichen Tag. Mehr als 500 Maori-Häuptlinge unterzeichneten innerhalb der nächsten acht Monate, in denen der Vertrag überall im Land vorgestellt wurde.
Die Stätte und Gebäude, auf denen der Vertrag unterzeichnet wurde, werden bis heute geschützt. Das Waitangi Historic Reserve ist heutzutage ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen. Es gibt dort ein großes Maori-Versammlungshaus, ein koloniales Missionarsgebäude, einen historischen Fahnenmast sowie ein sehr langes Waka Taua (Maori-Kriegskanu).
Während die meisten Verträge und Kontrakte, die in dieser Zeit von Großbritannien und seinen Kolonien geschlossen wurden, in Vergessenheit geraten sind, bleibt der „Treaty of Waitangi“ von zentraler Bedeutung für das neuseeländische Recht und die Gesellschaft. Von vielen wird er als die Gründungsurkunde der Nation angesehen. Allerdings hat es seit seiner Unterzeichnung immer wieder Probleme bei der Auslegung des Vertrags gegeben.
Sowohl die englische als auch die Maori-Version des Vertrags besteht aus drei Abschnitten. Aber da der Vertrag von Leuten aufgesetzt und übersetzt wurde, die wenig oder gar keine Erfahrung mit Gesetzestexten hatten, weicht die Übersetzung der Maori weit von der Interpretation der englischen Version ab.
Der erste Artikel behandelt die Souveränität. Die englische Version besagt, dass die Maori ihre „kawanatanga“ (Hoheitsgewalt oder Souveränität) der britischen Krone übertragen. Während die englische Version jedoch von einem kompletten Machtübertrag spricht, impliziert die Version der Maori eine Gewaltenteilung.
Der zweite Artikel betrifft die „tino rangatiratanga“ oder Häuptlingsschaft. Die Maori-Version verspricht den Maori umfassende Rechte bezüglich ihrer existierenden Besitztümer, der „taonga“ (Schätze). Die englische Version gibt den Maori Kontrolle über ihre Ländereien, Wälder, Fischereien und anderen Grundbesitz. Doch die Version der Maori, die von „taonga“ spricht, schließt den Besitz und den Schutz von Gütern wie Sprache und Kultur ein. Der dritte Artikel verspricht den Maori die Rechte an allen britischen Gegenständen sowie den Schutz traditioneller und gewöhnlicher Rechte.
Obwohl es als Neuseelands „Gründungsdokument“ gilt, wurden viele der Rechte, die den Maori im Vertrag garantiert wurden, ignoriert. Trotz des angebotenen Schutzes, der im Vertrag von Waitangi verankert wurde, verloren die Maori im 19. und 20. Jahrhundert beträchtliche Mengen an Land. Die Art und Weise wie das Land verloren ging, war häufig fragwürdig und führte zu großem Protest von Seiten der Maori.
1975 wurde das Waitangi-Tribunal von der Regierung gegründet. Dieses Gericht wurde eingesetzt, um den Vertrag als ein relevantes und gültiges Dokument anzuerkennen. Seitdem hat das Waitangi-Tribunal über etliche Forderungen der Maori Iwi (Stämme) verfügt. In vielen Fällen wurden Kompensationen, häufig in Form von finanziellen Zahlungen und Land, gewährt. In den letzten zehn Jahren wurden einige besonders große Abfindungen zwischen der Regierung und bedeutenden Iwi getroffen, einschließlich der Tainui von Waikato und Ngai Tahu von der Südinsel. Ein großer Anteil der Ausgleichszahlungen wurde in Einrichtungen für Bildung und Gesundheit für Mitglieder des Iwi investiert.
Welche Übersetzung des Vertrags von Waitangi ist die richtige? Beide! Da beide Versionen unterzeichnet wurden, ist das Waitangi-Tribunal angewiesen, beide Texte zu begutachten, bevor es eine Entscheidung trifft.